Fit ins Referendariat
„Fit ins Ref!“ – Klingt gut. Aber was bedeutet das eigentlich? Dass man einen Lehrerkalender bestellt hat und die Buntstifte angespitzt sind? Oder dass man mit seinem Studium und den theoretischen Grundlagen schon ausreichend aufs „richtige Lehrerleben“ vorbereitet ist?
Der Vorbereitungsdienst als zweiter Ausbildungsabschnitt ist häufig eine herausfordernde Zeit für viele Referendar:innen der verschiedenen Lehrämter, in der man nicht nur auf Herz und Nieren geprüft wird, sondern (so scheint´s) auch auf die Funktionstüchtigkeit aller anderen Organe... Und so ist es nicht ungewöhnlich, dass sich bereits vor dem Ref das Gefühl der Angst einschleichen kann.
Aber es gibt genug Beispiele von Referendar:innen, die an tolle Schulen, mit wunderbaren Mentor:innen, unterstützenden Schulleitungen und kompetenten Seminarleiter:innen gekommen sind. Lass also erst einmal auf dich zukommen, wie es sich bei dir ergeben wird. Wenn dich die realen Erfahrungen ehemaliger Referendar:innen interessieren (Achtung: Triggerwarnung! Der Artikel beschönigt nichts.) und du gleichzeitig einen kleinen Mutmacher gebrauchen kannst, dann lies dir folgenden Blogartikel durch: "Das Ref - Chamäleon oder Tyrannosaurus Rex".
Tipps und Tricks fürs Referendariat erwünscht
Ja, wir Menschen mögen einfache Lösungen. „Kann man denn nicht einfach eine Liste mit Tipps und Tricks rausgeben, damit die Sache läuft?“ Ähm… Nein. Leider nicht. Natürlich gibt es ein paar Lehrer-Hacks, die einem den Schulalltag erleichtern und die werden dir in deinem Ref oder auch später immer wieder begegnen oder du bekommst sie im Austausch mit Lehrerkolleg:innen mit. (Persönlicher Lieblingshack: Systeme für die Selbstkontrolle der Hausaufgabe – Verkleinert den Korrekturstapel!) Aber eine unbequeme Wahrheit ist nun mal, dass es seine Zeit braucht, sich in seine Lehrerrolle einzufinden, durch Erfahrungen zu lernen und daran zu wachsen.
Wäre ja ein wenig paradox, wenn die Gesetze des Lernens, die bei unseren Schüler:innen gelten, nicht für unseren eigenen Prozess des Lehrerwerdens gelten sollten. Daher meine Empfehlung für dich (und jetzt kommen also doch noch drei Tipps):
- Steh zu dir! Du hast viel im Studium gelernt, du hast Praktika gemacht und dich über Jahre auf diesen Beruf vorbereitet. Und jetzt: Probier dich aus!
- Trau dich, Fehler zu machen! Denn das wird unweigerlich passieren und das ist auch völlig in Ordnung. Am schwierigsten ist es doch immer, bei sich selbst das pädagogische Verständnis vom „Fehler als Chance“ zu üben…
- Klopf dir auf die Schulter! Und das meine ich jetzt nicht metaphorisch. Wenn dir etwas gut gelungen ist, dann klopf dir doch mal tatsächlich auf die Schulter! Im Erwachsenenalter machen wir das tragischerweise viel zu selten untereinander, also lob dich selbst und feiere deine Erfolge.
Referendariat Vorbereitung – Wie bereite ich mich vor?
Okay, das waren jetzt die guten Mindset-Ideen, aber die ersten Schulwochen rücken näher oder haben schon begonnen und wie gehe ich da am besten vor? Was ist denn jetzt die Basis für einen guten Start? Nun, das basiert auf zwei Pfeilern:
DEINE PERSÖNLICHKEIT - METHODIK UND STRUKTUR
Was deine PERSÖNLICHKEIT betrifft, werden dich wahrscheinlich Situationen im Referendariat auf deine Geduld, deine Selbstsicherheit, deine Konfliktfähigkeit, deine Klarheit und deine Kritikfähigkeit hin prüfen. Und das wird sich nicht immer gut anfühlen. Eine Erkenntnis, die ich über die Zeit als Lehrerin gewonnen habe, ist folgende:
Du bist als Lehrerkraft immer gefordert, an dir und deiner Persönlichkeit zu arbeiten. Deine Präsenz im Unterricht ist ausschlaggebend für die Aufmerksamkeit deiner Schüler:innen. Wenn also die „Rebekka“ keinen guten Tag hat, dann merkt man das in der Regel auch an dem Unterricht von der „Frau Schuster“. Leider. Muss ich also immer eitel Sonnenschein verbreiten? Nein, natürlich nicht.
Aber sei ehrlich mit dir und authentisch deinen Schüler:innen gegenüber. Sie sehen da vorne einen Menschen und wollen, dass dieser ihnen glaubwürdig und klar begegnet, ihnen Wertschätzung entgegenbringt und Strukturen an die Hand gibt. All das gibt Halt und Sicherheit, auf dessen Grundlage sowohl ein wertschätzendes Klassenklima entstehen als auch ein gelingendes Lernen stattfinden kann.
Was ich damit sagen will: Lehrersein bedeutet auch immer Menschsein. Mit Stärken, mit Schwächen, mit Entwicklungspotenzial. Und wenn du Lehrer:in wirst, wirst du dich auch weiterentwickeln. Damit dies gelingt, sei dir dessen bewusst, dass vor allem auch die Zeit des Referendariats eine Zeit sein wird, die das Potenzial hat, dich wachsen zu lassen.
Die zweite Säule basiert auf METHODIK UND STRUKTUR. Dazu gehört das Umsetzen ritualisierter Abläufe (Start in den Tag, Morgenkreis, Tagesplan usw.), eingeübte Sozialformen (wie Sitzkreis, Kinositz oder Partnerarbeit etc.) sowie eine fundierte Methodenvielfalt (Kugellager, Haltestelle, Museumsrundgang und viele andere).
Die Annahme, dass man „schnell mal einen geordneten Kinositz macht“, funktioniert in der Regel einfach nicht. Das heißt, dass alle Strukturen und Methoden immer Zeit, Klarheit und Übung brauchen. Und wer sich diese (Übungs-)Zeit am Anfang nicht nimmt, verliert sie dafür Tag für Tag im restlichen Schuljahr.
Zur Methodik und Struktur gehört auch eine effektive und zielführende Stundenplanung:
Wenn du nicht weißt, was du mit deiner Stunde willst, wissen es die Kinder auch nicht.
Und das frustriert beide Seiten. Das heißt, dass du dir im Vorfeld deiner Stundenziele und der daraus resultierenden Inhalte bewusst sein musst. Denn erst, wenn das feststeht, kannst du eine Unterrichtsstunde mit passendem Einstieg und abrundender Sicherung oder Reflexion planen. Und erst, wenn du diese inhaltliche Klarheit festgelegt hast, werden deine Lehrerimpulse, deine Arbeitsaufträge und deine ganze Lehrersprache ebenfalls diese Klarheit ausstrahlen.
Das klingt für dich logisch, aber du weißt noch nicht genau, wie du das konkret in die Tat umsetzen sollst? Ich habe speziell für das Thema „Mehr Souveränität im Ref“ ein Grundlagen-Coaching entwickelt, das die folgenden drei Themenschwerpunkte beinhaltet:
Classroom Management und Rituale – So gelingt ein wertschätzendes Klassenklima
Stundenplanung – „Eine runde Sache“ (Mit Schwerpunkt auf Einstieg und Reflexion)
Lehrersprache und Lehrerpersönlichkeit – Mit Klarheit, Struktur und Empathie führen
Klicke hier für mehr Infos:
Erste Unterrichtsstunde Referendariat – Was mache ich da bloß?
Absoluter Praxistipp: Nimm dir nicht zu viel vor. Kernziel dieser Stunde ist Beziehungsaufbau mit den Kindern deiner neuen Klasse. Und das wird ein Ziel sein, was dich auch das restliche Schuljahr begleitet. Das heißt jetzt nicht, dass du die erste Stunde ausschließlich mit Kennenlernspielen verbringen musst. Das kann einen Teil deiner Stunde ausmachen, muss es aber nicht.
Viel wichtiger ist, dass du mit deiner Klasse ins Gespräch und in den Kontakt kommst. Ich persönlich oute mich jetzt mal als großer Sitzkreis-Fan, weil man dann einfach die ganze Runde im Blick hat und man selbst Teil des Ganzen ist. Und ich würde (je nach Klassenstufe und Unterrichtsfach) erst einmal sammeln und visualisieren, was die Schüler:innen in dem speziellen Fach schon gemacht haben. Dafür könnten die Kinder Wortkarten beschriften, die dann für alle sichtbar in die Kreismitte gelegt werden. Ebenfalls bietet sich an, die Erwartungen oder Wünsche der Kinder für das kommende Schuljahr zu erfragen. Das heißt nicht, dass man auf alles eingehen können wird, aber vielleicht bildet sich dabei ein gemeinsamer Konsens sowie eine Inspiration für zukünftige Unterrichtsthemen.
Eine weitere Idee ist es, eine Auswahl an Gegenständen mitzubringen, die symbolisch für die verschiedenen Unterrichtsthemen des folgenden Schuljahres stehen, sofern man das am Anfang schon so genau weiß.
In jedem Fall würde ich mir Zeit lassen – für Gespräche, Fragen, Anliegen. Und dann in eine gestalterische Aufgabe übergehen. Häufig werden Heftumschläge am Anfang passend zum Fach gestaltet oder man könnte auch als erstes Gemeinschaftsprojekt ein Plakat oder ähnliches beginnen.
Jedenfalls ist der Anfang für alle eins: Neu und aufregend. Für die Schüler:innen und für die Lehrkraft. Und Hektik hilft nicht dabei, diese Anfangsaufregung aufzufangen. Starte also möglichst ruhig und gelassen in deine erste Stunde. Nimm dir dabei vor, die Kinder kennenzulernen und lass sie dich kennenlernen.
Referendariat 2024 – Es geht los!
Ich weiß nicht, an welcher Stelle des Referendariats du dich gerade befindest. Möglicherweise steht dir der Beginn noch bevor oder du bist frisch gestartet. Vielleicht geht dein Ref aber auch schon eine Weile und du bist nun auf diesen Artikel gestoßen. Was ich jedenfalls aus eigener Erfahrung sagen kann, ist dass es Unterstützung und Begleitung braucht – fachlich, methodisch und persönlich.
Und falls du merkst, dass dir das gerade oder auch später mal fehlt und du dir einen Ansprechpartner wünschst, dann kannst du hier ein Kennenlerntermin vereinbaren:
Ich unterstütze dich gerne auf deinem Weg durchs Referendariat, damit du gestärkt daraus hervorgehst.
Alles Gute für dich
Deine Rebekka
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