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Was macht einen guten Lehrer aus? - 5 Eigenschaften guter Lehrer:innen

Aktualisiert: 9. Sept. 2023


Was macht einen guten Lehrer aus

Wie sollte ein guter Lehrer sein? Was macht eine gute Lehrerin aus? Welche Eigenschaften sollte ein Lehrer haben? Und bin ich als Lehrer:in geeignet?


Fragen, die du dir vielleicht gerade stellst, weil dich dein Lehrerberuf an deine Grenzen gebracht hat. Vielleicht hast du frustrierende Erfahrungen mit Schüler:innen gemacht, vielleicht wurdest von Eltern stark kritisiert oder steckst gerade mitten im Referendariat und fragst dich „Wie werde ich eine gute Lehrkraft?“


Dieser Frage und der Überlegung, was einen „guten Lehrer“ ausmacht, wollen wir uns jetzt einmal gemeinsam nähern. Aber gleich mal vorweg – das hier sind nur Gedankenanstöße und es ist sicherlich keine Aufzählung sämtlicher Eigenschaften eines guten Lehrers, die Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wäre ja auch ziemlich vermessen…


Daher wird sich der Artikel beschränken – auf 5 Eigenschaften guter Lehrer, die alle mit „B“ beginnen. (Ich bin Grundschullehrerin. Ich mag sowas.)


Also, hier fängt sie an – Die Liste der „5 Bs guter Lehrkräfte“:


Beziehungsfähige Lehrer:innen

„Beziehung vor Erziehung“ – dieses Schlagwort bringt es in Kürze auf den Punkt: Bevor wir Kinder „erziehen“ können, braucht es eine echte Beziehung zueinander. Was bedeutet das?


Ich denke, es bedeutet, dass du als Lehrer:in bereit bist, tatsächlich das Kind dir gegenüber „zu sehen“. Es in seinen wundervollen Stärken, in seinen grandiosen Talenten, in seinen tief sitzenden Bedürfnissen, in seinen persönlichen Schwächen und in seinen anstrengenden Marotten zu sehen. Und – anzunehmen.


Was macht guten Lehrer aus

Als Lehrkraft wird man sich irgendwann bewusst werden, wie viel Beziehungs-ARBEIT man tagtäglich doch leistet. Da geht es um einiges mehr als um Hefte korrigieren und Arbeitsblätter entwerfen: Es geht um kurze Blickkontakte, kleine Gesten, flüchtige Interaktionen, um persönliche Gespräche und individuelle Abmachungen. All das ist tatsächlich Arbeit. Und es kostet Kraft. Aber – es trägt auch Früchte. Denn Kinder merken schnell, ob ihr Gegenüber an ihnen als Person wirklich interessiert ist. Ob ihr Gegenüber einen Kontakt aufnehmen oder nur schnell die schriftliche Subtraktion runterrattern möchte.


Und wenn die Beziehung gänzlich fehlt, wenn das Interesse am Gegenüber fehlt, wenn die menschliche Nähe fehlt – dann ist die schriftliche Subtraktion noch unattraktiver als sie eh schon ist…


Begeisterungsfähige Lehrer:innen

Kennst du das, wenn dir jemand von seiner Leidenschaft erzählt und dabei die Begeisterung nur so überschwappt? Begeisterung ist ansteckend. Und du wirst als Lehrkraft oder Referendar:in vielleicht auch schon gemerkt haben, dass du bestimmte Fächer oder Themen besonders gern und damit auch besonders gut unterrichtest.


Eigenschaften guter Lehrer

Wenn wir für etwas brennen, dann schlägt auch der Funke leicht auf andere über. Das muss jetzt nicht heißen, dass wir mit künstlicher Euphorie das Linksabbiegen beim Fahrradfahren unterrichten, aber es soll bedeuten, dass wir uns bewusst werden dürfen, welche Bereiche und Themen uns wirklich begeistern. Was fasziniert uns authentisch? Bei manchen werden es vielleicht naturwissenschaftliche Phänomene, bei anderen Knobeleien mit Zahlen und bei wieder anderen germanistische Feinheiten sein. (Jap… Schuldig.)


Finde heraus, was dich als Lehrkraft begeistert und nimm solche Themen in den Fokus. Das bedeutet nicht, dass von September bis Juli ausschließlich Experimente zum Schwimmen und Sinken veranstaltet werden, aber es bedeutet, dass du immer wieder Themen und Projekte in deinen Alltagsunterricht einbauen kannst, für die dein Herz tatsächlich schlägt. Und das wird sich auf die Motivation deiner Schüler:innen auswirken.


Barmherzige Lehrer:innen

Barmherzig. Ja, ein altes Wort. Auch ein biblisches Wort. Aber nicht antiquiert. Ich hätte auch „mitfühlend“ oder „empathisch“ schreiben können, aber das beginnt schließlich nicht mit B. Hast dir schon gedacht, oder?


Gute Lehrerin

Ich glaube, wir brauchen als Lehrer eine große Portion „Barmherzigkeit“. In einer Klasse mit 23 Kindern prallen permanent mindestens 24 Bedürfnisse aufeinander: Die einen wollen reden. Die anderen sich konzentrieren. Den einen geht´s zu langsam und den anderen zu schnell. Felix will nicht mitmachen und Ronja kann nicht stillhalten. Laura tut der Arm weh und Paul muss aufs Klo.


Und du? Willst du eigentlich auch irgendetwas?


In solchen Momenten nicht auszuflippen verlangt Geduld und Mitgefühl. Geduld mit den Kindern. Und Mitgefühl mit dir selbst. (Und den Kindern natürlich auch…)


Es ist eine Frage der Haltung. Und für eine Haltung kann man sich entscheiden – auch wenn das nicht immer einfach ist. Aber es ist möglich. Und so ist es auch möglich, sich dafür zu entscheiden, mit einem empathischen und barmherzigen Blick auf die Klasse und sich selbst zu schauen. Und das kann einen manchmal davor bewahren, nicht durchzudrehen. :)


Belastbare Lehrer:innen

Puh… Da brauch ich dir nichts zu erzählen. Du weißt, was ich meine, stimmt´s? Als Lehrkräfte brauchen wir ein dickes Fell. Oder anders ausgedrückt: Resilienz – her damit! Eine emotionale Stabilität und Widerstandsfähigkeit sind unerlässlich, wenn man in diesem Beruf gesund bleiben möchte.


Guter Lehrer Eigenschaften

Nicht umsonst gibt es den exklusiven Begriff „Lehrergesundheit“ für unsere Zunft. Ich hab noch nie von „Ingenieursgesundheit“ oder „Webdesigner-Wohlbefinden“ gehört. Und damit will ich nicht sagen, dass diese Berufe nicht herausfordern sind! (Ich mag es ja ebenso wenig, wenn uns Lehrer:innen mit zu wenig Verständnis begegnet wird.) Worauf ich hinaus will, ist dass Lehrergesundheit ein echtes Thema ist. Weil immer wieder Lehrer eben nicht gesund bleiben.


Was bedeutet das also? Nur die Harten kommen in Garten? Wenn ich feinfühlig bin, bin ich als Lehrer:in fehl am Platz? Sicher nicht. Es bedeutet, dass wir aktiv etwas für unsere Belastbarkeit tun dürfen. Und das ist Ausgleich – Austausch – Auszeit.


Ausgleich besonders in stressigen und herausfordernden Phasen durch Aktivitäten, die so rein gar nichts (!) mit Schule zu tun haben. Austausch innerhalb der Kollegiums (und zwar sinnstiftender als Meckern im Lehrerzimmer), zum Beispiel durch Teambesprechungen, kollegiale Fallberatung oder Supervision. Und Auszeit als wirkliche Auszeit genießen: Büro aufräumen – Tür abschließen – Schlüssel ins Klo werfen. Oder so ähnlich.


Bewusste Lehrer:innen

Ich glaube, die Zeiten sind vorbei, in denen man wegen der Verbeamtung und der Sicherheit der Pension Lehrer wird. (Zumindest hoffe ich das doch sehr.) Es ist keine gute Idee, aus diesen Gründen sich für den Lehrerweg zu entscheiden. Über lang oder kurz wird man damit unglücklich, wenn sich nicht die Freude am Beruf per Zufall doch einstellt.


Ich denke, wir sind in einer anderen Zeit angekommen: Wir machen uns als Menschen viele Gedanken, um ein bewusstes Leben zu gestalten. Bewusst essen. Bewusst atmen. Bewusst einkaufen. Bewusst reisen. Bewusst genießen. Bewusst kommunizieren. Soll ich weitermachen?


Was macht gute Lehrer aus

Als Lehrer:in dürfen wir uns einer Sache bewusst werden: Wir sind als Persönlichkeiten wahnsinnig gefragt. Wir können nicht mit Schlafanzug und schlechter Laune im Home Office den Tag rumkriegen. Von uns wird Präsenz, Empathie, Klarheit und Führung erwartet. Und falls wir sie nicht mitbringen (was ja mal passieren kann), spiegeln dir das 24 fröhlich freche Kindergesichter wieder, weil sie merken, dass da jemand heute nicht ganz da ist.


Machen wir uns also auf die Suche nach unserer (Lehrer-)Persönlichkeit. Wer bin ich und wofür stehe ich ein? Was sind meine Werte und was kann ich nicht vertreten? Welche Stärken habe ich und wo gibt es auf der persönlichen Entwicklungsskala noch Luft nach oben?


Wenn wir andere führen wollen, dürfen wir zuerst uns selbst führen. Gar nicht so einfach, denkst du jetzt vielleicht. Ist es auch nicht. Die gute Nachricht: Du hast dafür ein Leben lang Zeit.


Wie werde ich ein guter Lehrer oder eine gute Lehrerin?

Das geschieht nicht von heute auf morgen. Denn es ist ein Prozess, der vielleicht manchmal anstrengend aber auch wahnsinnig lohnend ist. Denn er lässt dich nicht nur als Lehrkraft reifen, sondern auch als Person.


Und falls dich das Thema „Lehrer-Persönlichkeitsentwicklung“ noch weiter interessiert, kannst du dir hier einmal die Grundlagen-Beratung ansehen.


Aber spätestens jetzt fragst du dich sicherlich: „Und wer schreibt hier das alles?“


Gute Lehrer Eigenschaften

Mein Name ist Rebekka. Ich bin Lehrerin, Autorin und Beraterin für Grundschulreferendar:innen, um sie während des Refs in fachlicher, didaktischer und pädagogischer Hinsicht bei Bedarf zu unterstützen. Dabei liegt mir neben der Vorbereitung auf besondere Unterrichtsstunden das Thema Lehrerpersönlichkeit besonders am Herzen.


Und wenn du bis hier gelesen hast, dann dir wohl auch! :)


Alles Gute für dich als Lehrkraft!

Deine Rebekka




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