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AutorenbildRebekka Schuster

12 Ideen für deinen Unterrichtsbesuch in Deutsch - Grundschule

Aktualisiert: 29. März


Ideen Unterrichtsbesuch Deutsch Grundschule

Nach dem Unterrichtsbesuch ist vor dem Unterrichtsbesuch… Kaum hast du den einen geschafft, winkt schon der nächste fröhlich um die Ecke. Und ständig ist man auf der Suche nach Ideen für den anstehenden UB. Für das Fach Deutsch in der Grundschule kommen nun 12 Ideen – aus der Praxis für die Praxis.

Los geht´s!


Sprechen und Zuhören

Ein Bereich im Lehrplan, der leider oft stiefmütterlich behandelt wird, aber von größter Bedeutung ist! Tagtäglich präsentieren wir uns durch Sprache, Ausdruck und Präsenz. Wie wir auf andere wirken, hat auch damit zu tun, wie wir uns in kommunikativen Situationen verhalten: Sprechen wir verständlich und nachvollziehbar? Setzen wir Akzente mit Mimik und Gestik? Können wir aktiv zuhören?


Lehrprobe Sprechen und Zuhören

Das Thema „Mündlichkeit“ ist enorm wichtig und es reicht nicht, ab und zu ein kurzes Unterrichtsgespräch unter den Bereich „Sprechen und Zuhören“ einzuordnen und dann ist gut. Nein, wir dürfen uns der Mündlichkeit gerne ausführlich widmen, denn wir machen Tag für Tag von ihr Gebrauch.


Welche Themen eignen sich also für den nächsten Unterrichtsbesuch im Bereich „Sprechen und Zuhören“? Hier drei Ideen:


Witze erzählen lernen

Ihr beschäftigt euch mit dem Thema „Wie man Witze erzählt“: Was einen guten Witz ausmacht, wie man mit der Stimme spielen kann und welche Rolle die Pointe einnimmt. Im UB erzählen sich die Kinder dann gegenseitig ausgewählte Witze und bekommen Feedback von ihren Zuhörer:innen.


Erzählen am roten Faden

Die Schüler:innen erfinden eine eigene Kurzgeschichte zu einem Rahmenthema (z. B. Reise zum Mond), notieren Stichpunkte am roten Faden und erzählen im UB an Erzählinseln ihren Mitschülern ihre Geschichte. Von diesen erhalten sie Rückmeldung (Lob und Tipps), um die Wirkung ihres Erzählens besser einzuschätzen.


Mimik, Gestik und Betonung

Die Kinder testen und experimentieren mit der Wirkung verschiedener Betonungen sowie von Mimik und Gestik. Im Unterrichtsbesuch präsentieren sie ein ihnen bekanntes Unsinnsgedicht, das erst durch den Einsatz dieser nonverbalen Elemente eine inhaltliche Bedeutung bekommt.



Lesen – Umgang mit Texten und Medien

Schulischer Erfolg ist eng mit Lesekompetenzen verknüpft, denn sehr viele Leistungsabfragen erfordern sinnentnehmendes Lesen. Und wer sich schwer tut, eine Frage lesend zu entschlüsseln, hat wiederum schlechtere Chancen darauf eine passende Antwort zu finden. Also brauchen wir fundierte Lesefertigkeiten und –fähigkeiten, was wiederum auch die Lesemotivation enorm erhöht und somit zu einer positiven Aufwärtsspirale führt.


Lesespurgeschichten Unterrichtsbesuch

Welche Ideen bieten sich also im Bereich Lesen für den nächsten Unterrichtsbesuch an?


Lesespur im Unterrichtsbesuch

Der Klassiker unter den Lesestunden in einem UB ist wohl die Lesespurgeschichte. Wichtig ist, dass in dieser Stunde nicht nur die Lesespur „abgearbeitet“ wird, sondern dass erkennbar ist, wie die Lesestrategien (z. B. Vermutungen anstellen, unbekannte Wörter herausfinden, Schlüsselwörter markieren) beim Lösen der Lesespurgeschichte geholfen haben.


Betontes Lesen von Gedichten

Anhand einiger Gedichte mit eindeutig erkennbarem Metrum erfahren die Kinder, dass Gedichte beim lauten Vorlesen einen speziellen Rhythmus haben können. Nach dem Üben in Partnerarbeit werden einige Gedichte betont und rhythmisch vorgelesen und sich so dem Thema „Metrum“ genähert. (Keine Sorge – Jambus, Trochäus und Co. müssen nicht als Versmaß mit ihren Hebungen und Senkungen markiert werden. Es geht um das Gefühl für rhythmisches Lesen.)


Kinderliteratur kennenlernen

Wenn es um persönliche Leseerfahrungen geht, dann bietet sich ein „Schachtelmuseum zum Lieblingsbuch“ an. Die Kinder wählen ein eigenes Buch (von zu Hause oder aus der Bücherei) aus und gestalten zum Inhalt ein kleines Schachtelmuseum mit Gegenständen, die zu ihrem Buch passen. Das Buchmuseum präsentieren sie dann zusammen mit einem vorgelesenen Ausschnitt aus ihrem Lieblingsbuch.


Texte planen – schreiben – überarbeiten

Das Schreiben von Texten gehört zur Königsdisziplin, weil es viele Bereiche miteinander in Verbindung setzt: Texte planen – Texte schreiben – Texte überarbeiten. Und jeder Teil ist wiederum in sich komplex: Einen Text zu planen erfordert gedankliche Vorarbeit. Einen Text zu schreiben erfordert sowohl inhaltlich beim Thema zu bleiben als auch auf Satzstrukturen, Rechtschreibung und Grammatik zu achten. Einen Text zu überarbeiten erfordert Reflexionsvermögen und Umsetzungskraft.


Texte planen und schreiben Grundschule

Wow – kein Wunder, dass man sich früher mit der „Erzählmaus im Aufsatzunterricht“ beholfen hat… Das ist auch wirklich nicht einfach. Was also im Unterrichtsbesuch zeigen, wenn du dich für den Bereich „Schreiben“ entschieden hast? Drei Ideen dazu:


Texte planen

Inhalt soll eine Vorgangsbeschreibung zum Thema „Zähne putzen“ sein. Als vorbereitende Hausaufgabe sollen die Kinder einmal ganz bewusst auf den Ablauf beim Zähneputzen achten. In der Stunde wird dann das Zähneputzen nachgespielt, in Sinnabschnitte zusammengefasst und in Vorbereitung auf die Vorgangsbeschreibung werden kleine Skizzen als spätere Textstützen angefertigt.


Texte schreiben

Der Schreibanlass kann bspw. ein Bild mit Satzanfang sein („Es ist noch gar nicht lange her, als Herr Löwe sich seinen Koffer griff und…), zu dem die Schüler:innen im Vorfeld schon Ideen zum Fortgang der Geschichte am roten Faden stichpunktartig notiert haben. In der Stunde schreiben sie nun die Geschichte von Herrn Löwes Reise und präsentieren ihren Entwurf z. B. in Kleingruppen.


Texte überarbeiten

Hier bietet sich klassischerweise eine Schreibkonferenz oder Autorenrunde (nach Beate Leßmann) an. Bei einer Schreibkonferenz geben sich die Schüler:innen anhand eines bereits vorab bekannten Ablaufs Rückmeldung zu verfassten Texten und beziehen dieses Feedback in die Überarbeitung mit ein. Bei einer Autorenrunde werden Texte im Plenum präsentiert und gemeinsam über Textqualitäten nachgedacht.


Sprache untersuchen in Deutsch

Grammatikunterricht… Was bei vielen verhasst war, ist in Wahrheit hoch spannend: Wie setzt sich unsere Sprache eigentlich zusammen? Welche Prinzipien können wir immer wieder beobachten? Wo erkennen wir Regelmäßigkeiten und Muster? Okay – die Ausnahmen sind zahlreich und das macht die Sache nicht leichter, aber eigentlich kann man den Bereich „Sprache untersuchen“ wirklich als das betrachten, was es ist: Ein Untersuchen der Sprache.


Sprache untersuchen Grundschule

Wenn wir uns also von dem Begriff des Grammatikunterrichts lösen und diesen Bereich den Kindern als „Sprachforscher“ näher bringen, wird die ganze Sache doch viel spannender. Zum Beispiel so:


Satzglieder erkennen

Dass einige Wörter eines Satzes auch beim Umstellen nicht getrennt werden dürfen, kann am besten am eigenen Leib erfahrbar gemacht werden. Ein paar Kinder haben Umhängeschilder mit jeweils einem Wort aus dem Satz umgehängt. Wenn der Satz nun umgestellt wird, bleiben ein paar Kinder immer nebeneinander. Die dürfen sich dann mit den Armen einhaken und werden so als "Satzglied“ erkannt.


Zusammengesetzte Nomen untersuchen

Ausgangspunkt der Stunde könnte ein Wimmelbild sein, auf dem besonders viele zusammengesetzte Namenwörter zu finden sind. Die so entstandene Wörtersammlung daraufhin untersucht werden, aus welchen Bestandteilen die einzelnen Nomen zusammengesetzt wurden. Die Kinder erkennen, dass der erste Teil Nomen, Verben oder Adjektive sein können und der zweite Teil jedoch immer ein Nomen ist.


Richtig schreiben mit Lernwörtern

Nachdem ein neues Rechtschreibphänomen (z. B. „ie“) eingeführt ist, wird es anhand von Lernwörtern vertieft und eingeübt. Wenn man über die Zeit für diese Übungsstunden einen routinierten Ablauf mit motivierenden Stationen (z. B. Laufdiktat mit Kriechtunnel, Partner-Flüster-Station mit langem Sprechrohr, Silbenpuzzle in der Lernwörterhöhle, Dosen-Diktat mit differenzierten Satzstreifen etc.) etabliert hat, kann in einem Unterrichtsbesuch eine ansprechende Übungsstunde gezeigt werden.


Unterrichtsbesuch Buchstabeneinführung – Bonus-Kapitel

Aber was helfen alle diese Ideen, wenn man in einer ersten Klasse einen Unterrichtsbesuch zum Thema „Buchstabeneinführung“ hat? Das läuft ja noch einmal ganz anders ab… Daher kommt hier noch das Bonus-Kapitel zum Anfangsunterricht.


Wenn du eine Buchstabeneinführung zeigen willst, liegt die Hauptarbeit in den Stunden, die in den Wochen und Monaten davor schon laufen. Denn eine Buchstabeneinführung lebt von einem ritualisierten Ablauf, den man im besten Fall über die Monate zwar erweitert, der aber im Prinzip von der Struktur her gleich bleibt. Das bedeutet, dass so ein Unterrichtsbesuch ein richtiger Selbstläufer sein kann, wenn im Vorfeld die Phasen einer Buchstabeneinführung als feste Struktur für alle Kinder klar sind.


Buchstabeneinführung handlungsorientiert

Und so kann eine handlungsorientierte Einführung des „Buchstabens der Woche“ ablaufen:


  • Vorbereitende Hausaufgabe: „Bringe etwas zum Bb mit.“

  • Einführung im Sitzkreis: Geschichte oder Gedicht zum Buchstaben vorlesen (z. B. aus „ABC lernen mit Gedichten und Bildern“)

  • Auditive Wahrnehmung: Genaues Artikulieren (evtl. Besonderheiten klären), mitgebrachte Begriffe abhören (An-/Mittel-/Endlaut) und sortieren

  • Visuelle Wahrnehmung: Schreibrichtung des Buchstabens deutlich machen (Buchstabe in die Luft zeichnen, auf den Tisch, auf den Rücken des Nachbarn usw.)

  • Buchstabenwerkstatt zur Schreibmotorik: Buchstabe in den Sand zeichnen, mit Pfeifenputzern formen, aus mehreren Holzbuchstaben richtig ertasten, auf großformatigen Plakaten nachspuren (Wachsmalkreiden), mit Muggelsteinen legen usw.

  • Übung und Vertiefung: Schreibübungen im Schreibheft, Arbeitsblätter etc.

  • Hausaufgabe


All das ist natürlich nicht „Pflichtprogramm“ für eine Stunde von 45 Minuten, aber Teile daraus bieten sich wunderbar für einen Unterrichtsbesuch zum Thema Buchstabeneinführung an.


Was ist guter Deutschunterricht?

Abschließend noch ein paar Gedanken zu der großen Frage „Was ist eigentlich guter Deutschunterricht“? Das großartige im Fach Deutsch ist, dass sich wunderbar viele kreative Ansätze finden lassen, die Ausgangspunkt für die Erarbeitung wichtiger Kompetenzen sind:

Bilderbücher, Gedichte, Sinneseindrücke, Theater, Sprachspiele, Reime, Fantasiegeschichten, Rätsel und so weiter und so fort.


Nutze diese inspirierenden Quellen, um sie in deinen Unterricht einzubinden, sie sinnvoll für dein Unterrichtsgeschehen nutzbar zu machen und damit die Motivation deiner Schüler:innen aufrecht zu erhalten.


Und ein weiterer Gedanke, der sich auf guten Unterricht allgemein bezieht: Lass die Kinder entdeckend lernen. SIE dürfen herausfinden, welche Muster unsere Sprache kennzeichnet. SIE dürfen Strategien auf die Spur kommen, die ihnen das Lesen erleichtern. SIE dürfen entdecken, was einen gelungenen Text ausmacht.


Unterrichtsentwurf Beispiel Deutsch

Und wenn dir nicht ganz klar ist, wie du mit deinem Unterricht einen solchen entdeckenden Ansatz zusammen mit kreativen Anlässen zielführend verbindest, dann stehe ich dir gerne zur Seite.


Unterrichtsbesuch Deutsch

Mein Name ist Rebekka und ich unterstütze Referendar:innen des Lehramts Grundschule dabei, mit Struktur fachlich fundierte Stunden zu planen, didaktisch wertvolle Konzepte umzusetzen und dabei die Bedürfnisse der Klasse im Blick zu behalten. Melde dich gerne, wenn auch du dir Unterstützung wünschst.



Und nun: Alles Gute für deinen nächsten Unterrichtsbesuch.

Auf dass er dir gelingen möge!


Deine Rebekka




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