Referendariat abbrechen – Soll ich wirklich hinschmeißen?
Aktualisiert: 1. Juli

Wenn du dir diese Frage gerade stellst, bist du ein waschechter Referendar und hier genau richtig, denn wirklich jeder hat diesen Gedanken mindestens einmal gedacht. Damit bist du also definitiv nicht alleine, was leider auch die beachtliche Abbrecherquote für das Referendariat im Lehramt beweist…
Aber fangen wir bei dir an. Wo stehst du gerade?
Frisch ins Ref gestartet

Es kann sein, dass du ganz am Anfang deiner Referendarszeit stehst, eigentlich optimistisch gestartet bist, dich aber inzwischen überwältigt fühlst von den Anforderungen, den Herausforderungen, den Überforderungen. Das hast du für den Start in dein Lehrerleben nicht erwartet. Eigentlich konntest du dir immer recht gut vorstellen, mal vor einer Klasse zu stehen, zu unterrichten und als Lehrer:in deine berufliche Zukunft zu gestalten. Nun hat dein Ref begonnen, das Unterrichten gestaltet sich komplizierter als gedacht oder du kommst vor lauter Disziplinierungsmaßnahmen gar nicht zur eigentlichen Wissensvermittlung. Es kann auch sein, dass der Bereich Schule und Unterricht eigentlich ganz gut läuft, aber die Umstände deines Referendariats dich inzwischen täglich daran zweifeln lassen, ob du die restliche Zeit noch aushalten oder doch lieber hier und jetzt alles beenden willst.
Du steckst mitten im Ref

Möglicherweise bist du auch nicht mehr am Anfang deiner Vorbereitungszeit, sondern schon einige Zeit dabei und dir kommen Zweifel: Bin ich überhaupt als Lehrer:in geeignet? Passen meine Vorstellungen vom Lehrerdasein mit meinen aktuellen Erfahrungen zusammen? Und wenn nicht, soll ich tatsächlich mein Referendariat abbrechen oder gibt es Alternativen? Erfahrungen, die du im Seminar, in der Elternarbeit oder im Kollegium machst, bringen dich an deine Grenzen und binden einen Großteil deiner Kraft und Kapazitäten. Und manchmal kommt es dir so vor, als wäre Kritik das einzige, was dir als Rückmeldung gegeben wird. Damit hattest du vor Beginn deines Vorbereitungsdienstes wirklich nicht gerechnet und nun fragst du dich, wie es weitergehen soll.
Ref fast geschafft… aber eben nur fast

Es kann auch sein, dass das Ende der Referendariatszeit zum Greifen nah ist und du „nur noch“ die Lehrproben/UPPs bestehen musst, um deine Ausbildungszeit abzuschließen. Aber diese Prüfungsstunden stehen vor dir wie ein unüberwindbarer Berg, bei dem du nicht weißt, wie du ihn erklimmen sollst. Überhaupt erscheint dir vieles im Referendariat wie ein unübersichtliches Gebirge, das es irgendwie zu überqueren gilt und bei dem ständig neue Herausforderungen, steinige Wege und unerwartete Tiefen deinen Weg zeichnen. Lohnt es sich da noch, sich weiter zu quälen oder wäre nicht ein Abbruch des Refs der einzige Ausweg?
Durchatmen

Puh… An der Stelle kannst du einfach mal durchatmen. Deine Erfahrungen, die dich an den Punkt gebracht haben, an dem du jetzt gerade stehst, sind nicht leicht. Im Gegenteil, sie sind sogar richtig hart und es ist wirklich traurig, dass dich nun der Gedanke beschäftigt, ob das abgeschlossene Studium umsonst war und der (Traum?)-Beruf Lehrer:in vielleicht doch eher ein Alptraum ist?
Die Frage, ob du dein Referendariat abbrechen solltest oder nicht, kann leider niemand anderes für dich beantworten. Aber wir wollen jetzt mit den folgenden Kategorisierungen gemeinsam etwas Struktur in dein Gedankenchaos bringen.
Bist du gerade kurz davor alles hinzuschmeißen, weil das Referendariat dich an deine Grenzen bringt? Aber dann zweifelst du an deinem Entschluss wieder, weil du doch eigentlich gerne Lehrer:in wärst? Was wäre, wenn du endlich mehr Klarheit in dein Gedankenchaos bringen könntest, das dich nachts nicht einschlafen lässt? Wenn du eine Antwort darauf finden würdest, ob der Lehrerberuf denn nun der richtige Weg für dich ist? Mein Name ist Rebekka, ich bin Lehrerin, Autorin und Beraterin und unterstütze Grundschulreferendar:innen dabei, die Herausforderungen des Referendariats zu meistern. Ich biete ein spezielles Entscheidungs-Coaching zum Thema „Soll ich das Ref abbrechen?“ an, damit du mehr Klarheit gewinnen kannst und sich neue Perspektiven entwickeln können. |
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Das System oder ich?
Grundsätzlich muss erst einmal gesagt werden, dass sehr viele äußere Faktoren die Ausbildungszeit so herausfordernd gestalten. Was also nicht automatisch heißt, dass du als Lehrer:in ungeeignet für den Beruf bist. Um zu mehr Klarheit für dich zu gelangen, ist es wichtig zwischen diesen äußeren Umständen, mit denen (fast) alle Lehramtsanwärter:innen zu kämpfen haben und dem Lehrerberuf an sich zu unterscheiden. Welche Faktoren sind es genau, die du als vorrangig belastend empfindest?
Äußere Umstände des "Systems Referendariat“ | Umstände des eigentlichen Lehrerberufs |
Belastungen durch die verschiedenen Rahmenbedingungen der Ausbildungszeit | Belastungen durch den Schul- und Unterrichtsalltag an sich |
Arbeitspensum über die reguläre Stundenvorbereitung hinaus | Alltägliche Stundenvorbereitung (ohne besondere Prüfungsstunden) |
Rückmeldungen und Kritik durch Seminarleiter/Mentoren | Umgang mit Schüler:innen, der einfach keine Freude bereitet |
Beobachtungs-, Bewertungs- und Prüfungssituationen | Die eigene Lehrerrolle, die so gar nicht zu passen scheint |
Ausblick: Es gibt ein Leben nach dem Ref

Die Herausforderungen der „Systems Referendariat“ fallen nach dem Vorbereitungsdienst weitestgehend weg. Und das fühlt sich auch enorm befreiend an! Aber noch ein Wort zum Workload: Das Pensum an Unterrichtsvorbereitung fällt natürlich nicht mit dem Ende der Ausbildungszeit weg, aber es verändert sich. Je nachdem, welche Klasse oder welche Fächer man im Anschluss ans Ref bekommt, ist für bestimmte Bereiche schon ein Fundament an Material vorhanden bzw. lässt einen die Erfahrung als Lehrer:in so manche Stunde schneller und effektiver planen als zuvor. Fakt ist aber auch, dass die ersten Jahre nach dem Referendariat immer noch ein enormes Workload-Potenzial haben, da das gelegte Fundament noch ausbaufähig ist. Trotzdem erleben viele Lehrer:innen die Unterrichtsvorbereitung als fertige Lehrkraft weniger belastend, weil der Bewertungsdruck entfällt.
Du hast Probleme an der Schule oder im Seminar?
Vielleicht ist es jedoch gar nicht die Arbeitsbelastung, die dir zu schaffen macht, sondern es gibt Probleme an deiner Schule oder in deinem Seminar. Diese können ganz unterschiedlich gelagert sein, aber so einschneidend, dass dein kompletter Alltag davon geprägt und belastet ist. Dazu sei gesagt: Ein Schulwechsel oder ein Seminarwechsel ist möglich! Um konkrete Informationen zu erhalten, wende dich dafür an eine vertrauensvolle und kompetente Stelle, die dir mit deinen Fragen vor Ort weiterhelfen kann. Das könnte zum Beispiel jemand aus dem Personalrat oder einem Lehrerverband sein und genauso (je nachdem, wie die Problematik gelagert ist) deine Schul- oder Seminarleitung. Lass diesen Weg nicht unversucht, bevor du dich entschließt, das Ref zu beenden. Vielleicht ist ein neues Arbeitsumfeld genau der Ort, an dem du zu deiner Freude am Lehrersein zurückfindest.
Drei Sondierungsfragen für deine Entscheidungsfindung
Wie es für dich weitergehen wird, kannst letztendlich nur du für dich beantworten. Aber es gibt Fragen, die du dir stellen kannst, um herauszufinden, ob ein Abbruch deines Vorbereitungsdienstes dir letztendlich gut tun würde oder ob es die aktuell beschwerliche Zeit wert ist durchzuhalten, weil am Ende des Tages dein Herz doch für den Lehrerberuf schlägt:
Gehe ich morgens prinzipiell gern in meine Klasse/in die Schule, auch wenn es unterschiedlich herausfordernde Tage und Situationen gibt?
Ist das Unterrichten eine Tätigkeit, die mir Freude bereitet, auch wenn mir natürlich nicht immer alles so gelingt, wie ich es geplant habe?
Kann ich mir trotz der aktuellen Umstände im Referendariat doch vorstellen, den Lehrerberuf zukünftig gerne auszuführen?

Diese drei Fragen sind nur als Anhaltspunkte gedacht und sollen dir beim Ordnen deiner Gedanken helfen. Vielleicht hast du gemerkt, dass du beim Lesen der Fragen zu „eher ja“ oder zu „eher nein“ tendierst. Oder alles in dir schreit: „Nein, ganz und gar nicht!“
Hilfe naht
Es ist sinnvoll herauszufinden, welche genauen Beweggründe dich über das Beenden des Refs nachdenken lassen. Wenn du mit jemandem gemeinsam deine Gedanken zu sortieren willst und auszuloten möchtest, an welchem Punkt du dich gerade befindest, dann sieh dir das Entscheidungscoaching an:

Ich biete für Referendar:innen ein Beratungsangebot an, welches zum einen fachlich ausgerichtet ist und guten Unterricht in den Fokus nimmt. Mein Angebot ist aber genauso auch als Anlaufstelle für Fragen rund ums Referendariat und Schule allgemein gedacht, bei dem es mir um deine Entlastung in dieser herausfordernden Zeit und die Stärkung deiner individuellen Lehrerpersönlichkeit geht.
Und wie kann es jetzt weitergehen?
Du hast vier konkrete Möglichkeiten
1. Das Referendariat abbrechen und dich – in jeder Hinsicht – neu orientieren
2. Das Referendariat unterbrechen (also eine Kündigung mit entsprechender Begründung einreichen) und dir einen möglichen Wiedereinstieg in der Zukunft offen halten
3. Das Referendariat zu Ende bringen, um ein abgeschlossenes 2. Staatsexamen zu haben – ohne jedoch danach als Lehrer:in arbeiten zu wollen – Neuorientierung inklusive
4. Das Referendariat abschließen mit einer Testphase im „Real-Life-Lehrerleben“ – zum Beispiel mit einer festen Zeitvorgabe von einem Jahr, in dem du das „normale“ Lehrerdasein testest (ohne anschließend das Lebens-Abo auch kaufen zu müssen!)
Dein Entschluss steht fest?

Bei dir ist die Entscheidung bereits fix, definitiv das Referendariat zu beenden? Dann werden dich die Fakten interessieren, wie es jetzt weitergeht. Zu Beginn sei gesagt, dass jedes Bundesland eigene Regelungen und Prozesse hat, weshalb die nun folgenden Informationen nur als Impulse dienen und keinesfalls Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.
Prinzipiell ist eine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis immer möglich. (Und falls du dich das gefragt hast: Übrigens auch später als fertige Lehrkraft!) Der Antrag muss – keine Überraschung – auf dem Dienstweg eingereicht werden. Unter Angabe bestimmter Gründe ist auch eine Kündigung mit Aussicht auf eine spätere Wiederaufnahme des Referendariats möglich. Um herauszufinden, welche Gründe genau dazu zählen, wende dich an eine für dich zuständige Stelle. Das könnte das entsprechende Schulamt oder Kultusministerium, dein Personalrat oder ein Lehrerverband sein.
Habe ich denn Alternativen nach einem abgebrochenen Referendariat?
Vielleicht kennst du das Gefühl, das Lehramt ist eine Einbahnstraße und wer einmal hierhin „falsch“ abgebogen ist, kann nicht mehr umdrehen? Moment. Abbiegen kannst du immer! Natürlich – man ist mit einem Lehramtsstudium sehr spezifisch ausgebildet und nicht so breit aufgestellt wie beispielsweise mit einem BWL-Abschluss. Aber das heißt nicht, dass du nicht auch als Quereinsteiger Fuß fassen kannst oder durch einen beruflichen Neuanfang deinen Weg finden wirst! Es gibt immer eine Alternative.

Dazu gibt es immer wieder persönliche Erfahrungsberichte von Lehrer:innen, die ihren Weg nach dem Referendariatsabbruch beschreiben und welche Wege sie dann eingeschlagen haben. Wie deine Geschichte weitergeht, ist offen, aber du kannst sie selber schreiben.
Alles Gute für deinen Weg!
Deine Rebekka
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