Der Religionsunterricht. Ein ganz besonderes Fach. Auf der einen Seite ein normales Unterrichtsfach mit Lehrplan, Kompetenzerwartungen und Noten. Auf der anderen Seite ein Fach, in dem es um so viel mehr geht als um das Erreichen von Lernzielen und Anforderungsbereichen: Da geht es um gelingendes Miteinander, Auseinandersetzung mit Gott und der Welt, Persönlichkeitsentwicklung und Herzensbildung.
Aber so schön und wertvoll diese Themen sind, so herausfordernd sind auch die Auseinandersetzung damit und die Vorbereitung eines solchen Unterrichts. Und wenn man nun im Referendariat steckt und sich ein neuer Unterrichtsbesuch oder die Lehrprobe ankündigt, gilt es diese besonderen Stunden mit viel Engagement und Feingefühl vorzubereiten. Aber wie geht das?
Beginnen wir von vorne:
Unterrichtsentwurf Religion Grundschule – Wie fange ich an?
Die Credits für den nun folgenden Rat muss ich meinem ehemaligen Religions-Seminarleiter geben, der uns immer Folgendes ans Herz legte:
Bevor du im Religionsunterricht deinen Kindern eine Botschaft weitergeben kannst, musst du dich erst einmal selbst damit auseinandersetzen.
Was ist damit gemeint?
Wenn ich eine biblische Geschichte erzähle (und die sind nun – weiß Gott – nicht immer leichte Kost), muss ich erst einmal für mich herausfinden, was mein persönlicher Bezug dazu ist: Was bedeutet diese Geschichte für mich? Welche Botschaft kommt bei mir (vielleicht sogar im Herzen) an? Was bleibt für mich unklar oder rätselhaft?
Erst wenn ich mir in der persönlichen Auseinandersetzung über die Aussage eines Textes bewusst werde, kann ich im Religionsunterricht mit den Schüler:innen im Gespräch in die Tiefe gehen. Wenn du also gerade vor deinem Unterrichtsentwurf sitzt, das Blatt ist noch leer und du weißt nicht, wo du beginnen sollst, schlage ich dir Folgendes vor:
Nimm dir 15 Minuten, um die biblische Geschichte (oder die religiöse These etc.) einmal für dich in Ruhe zu lesen und dir dann – völlig unabhängig von der späteren Unterrichtsplanung – persönliche Notizen dazu zu machen. Du wirst in dieser viertel Stunde herausfinden, was für dich die Kernaussage des Textes ist.
Du hast nun die Kernaussage gefunden und kannst diese als „Ziel der Stunde“ festlegen. Darauf soll es in der Erarbeitungsphase bzw. der dann abschließenden Reflexionsphase hinauslaufen.
Überlege dir nun, wie deine Schüler:innen der biblischen Geschichte etc. im Einstieg begegnen können und welche Aufgabe du ihnen in der Arbeitsphase stellen kannst, damit sie sich ebenfalls mit der Essenz der Geschichte gewinnbringend auseinandersetzen können.
Religionsunterricht - Themen für gelingende Unterrichtsstunden
Wenn du im Ref vor einem Unterrichtsbesuch oder der Lehrprobe in Religion stehst und nicht weißt, welches Thema sich für diese Prüfungsstunde eignet, dann versuche nach folgenden Kriterien eine erste Auswahl zu treffen:
Welche biblische Geschichte/ religiöse Fragestellung etc. fasziniert mich persönlich und reizt mich als Thema?
Welche Art von Unterricht (z. B. Bodenbild mit anschließender Gruppenarbeit oder Kamishibai-Erzählung mit nachfolgender szenischer Umsetzung etc.) begeistert meine Religionsklasse und motiviert die Kinder jedes Mal aufs Neue?
An welcher Stelle einer biblischen Geschichte ist eine Transformation erkennbar, die sich in einem Unterrichtsbesuch/in einer Lehrprobe gut herausarbeiten lässt? (Zum Beispiel, wenn sich die Herzenshaltung eines Protagonisten wie bei Zachäus verändert.)
Wenn du dann die Unterrichtsreihe planst, dann wähle aus dieser Sequenz genau die Stunde aus, bei der die Kernaussage am besten erkennbar wird. Damit wählst du nämlich auch ein Stundenthema, was motivierend und in seiner inhaltlichen Fülle ergiebig ist.
Religionsunterricht Material – Woher bekomme ich das?
Als Religionslehrer:in kann man sich nach wenigen Jahren Unterrichtserfahrung definitiv eine Zusatz-Garage mieten, nur um alles Material unterzukriegen: Tücher in Hülle und Fülle, Egli-Figuren in sämtlichen Größen, Häuser, Bäume und Zelte, Kamishibai-Erzählkarten, Kerzen, Steine, Gebetskarten und vieles mehr. Denn guter Religionsunterricht lebt nun mal auch von gutem Material.
Aber wenn du am Anfang stehst, woher bekommst du dann das Material? Da gibt es verschiedene Lösungen: Wenn du die Arbeit mit Bodenbildern und Figuren liebst, dann ist es den Aufwand anfangs wirklich wert, sich eine Kiste mit verschieden farbigen Tüchern, kleinen Holzfiguren und Häusern (z. B. aus Pappkartons) zuzulegen. Klar, das kostet Zeit und Geld. Und dafür wirst du einige Bastel-Sessions einlegen müssen. Aber es lohnt sich auf lange Sicht sehr, wenn dieses Material dann auch häufig zum Einsatz kommt.
Eine weitere, sehr attraktive Möglichkeit ist sich das Unterrichtsmaterial für den Religionsunterricht und im Speziellen für die Lehrprobe auszuleihen: Erkundige dich mal bei dem nächstgelegenen Medienzentrum, was für Materialien dort vorrätig sind. Vor allem so besonderes Material wie die Egli-Figuren, die in der Anschaffung sehr kostspielig sind, können dort manchmal für eine ausreichend lange Zeit verliehen werden. Oder auch Erzählkarten für das Kamishibai-Theater, DVDs mit Kurzfilmen etc. Frag doch einfach mal nach, welche Möglichkeiten du dort hast, an wertvolles Anschauungsmaterial zu kommen.
Ebenfalls empfehlenswert: Erkundige dich bei der örtlichen Kirchengemeinde. Für den Kindergottesdienst ist oft ähnliches Material vorhanden und vielleicht darfst du dir davon etwas leihen.
Wie Religion unterrichten?
Im Religionsunterricht sind die eigene Haltung und die persönliche Sicht auf die Dinge noch relevanter und spürbarer als in den anderen Fächern. Kinder haben ein sehr gutes Gespür für authentische Ansichten und gelebte Überzeugungen, weil sie sich – oftmals im Gegensatz zu Erwachsenen – noch die eigene Authentizität zutrauen und ungeniert ausleben.
Wir als Lehrer:innen müssen uns also fragen, wie wir zu den Dingen stehen, die wir gerade unterrichten. Wofür treten wir ein? Wovon sind wir überzeugt? Was zweifeln wir an? All das hat seine Berechtigung. Es ist nur wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind.
Und eine weitere Haltungsfrage im Religionsunterricht, ist die des „Zumutbaren“: Was kann ich Grundschüler:innen schon zumuten? Manche Details in biblischen Geschichten sind regelrecht grausam, andere schwer verständlich oder rätselhaft. Sollen wir all das herausstreichen und die Geschichte einfach glätten, bis sie passt? Oder bleibt jedes Detail erhalten und wir lassen überhaupt nichts weg, damit wir nichts verfälschen?
Ich denke, das ist immer Abwägungssache. Wir müssen unsere Kinder nicht jedem beängstigendem Detail aussetzen und können trotzdem beim Kern einer Geschichte bleiben. Gleichzeitig dürfen auch rätselhafte und nicht vollständig erklärbare Teile einer Geschichte erzählt werden, denn vieles bleibt uns als Menschen verborgen und reizt uns auch deshalb, weil es ein Stück Geheimnis bleibt.
Unterrichtsbesuch Religion – Was soll ich zeigen?
Im Religionsunterricht gibt es viele tolle Möglichkeiten und Methoden, Inhalte zu vermitteln, Erkenntnisse zu gewinnen und über Fragen nachzudenken und ins Gespräch zu kommen:
Biblische Geschichten mit Bodenbildern erzählen
Biblische Geschichten mit einem Erzähltheater (Kamishibai) erzählen
Mit szenischem Spiel Geschichten umsetzen und erlebbar machen
An Stationen mehr über andere Religionen oder wichtige Personen (Martin Luther etc.) erfahren
Theologisieren mit Kindern – Theologische Gespräche führen
Und am besten probierst du möglichst viele dieser Methoden während deines Referendariats auch einmal aus. Und um dich auf die abschließende Prüfung vorzubereiten, kannst du auch in den vorherigen Unterrichtsbesuchen diese verschiedenen Herangehensweise testen.
Zum einen zeigt das, wie vielfältig dein Religionsunterricht ist. Zum anderen findest du dabei auch heraus, welche Unterrichtsart für dich und deine Klasse besonders motivierend und gewinnbringend ist. Damit entwickelt sich über die Zeit auch eine Tendenz, wenn es dann Richtung Prüfung geht.
Lehrprobe Religion Grundschule – Ich bräuchte da mal Hilfe…
Stehst du gerade kurz vor den Lehrproben/deiner UPP in Religion und fragst dich, ob sie gut gelingen werden? Bist du dir unsicher, ob deine Planungen fachlich fundiert und didaktisch-methodisch sinnvoll sind? Was wäre, wenn du dem Prüfungstag zuversichtlich entgegen blicken könntest, weil deine Unterrichtsstunde von allen Seiten abgeklopft wurde? Wenn du die einzelnen Planungsschritte gut für dich begründen könntest und selbstbewusst hinter deiner Planung stehen würdest? Mein Name ist Rebekka, ich bin Lehrerin, Autorin und Beraterin und unterstütze Grundschulreferendar:innen dabei, die Herausforderungen des Referendariats zu meistern. Ich biete eine spezielle Lehrprobenvorbereitung an, damit du mit Souveränität und Zuversicht in deine Prüfungsstunde starten kannst. |
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Wenn du gerade im Ref steckst, eine evangelische Religionsklasse unterrichtest und spezielle Fragen dazu hast, dann kannst du dich damit gerne an mich wenden. Das Fach evangelische Religionslehre liegt mir sehr am Herzen, da ich es für besonders wertvoll erachte und ich gebe gerne Ideen, Impulse und Tipps aus meiner Erfahrung weiter. Hier kannst du ein kostenloses Kennenlerngespräch vereinbaren:
Warum Religionsunterricht wichtig ist
Häufig wird der Religionsunterricht in der Außenperspektive als nicht besonders relevant wahrgenommen. Was wirklich traurig und fatal ist. Denn Religionsunterricht ist mehr als alte Kirchenkinderlieder singen und Bilder ausmalen. (Sollte er jedenfalls sein!!)
Wir können in diesem wundervollen Fach uns Zeit nehmen für die wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Für die großen Fragen. Und Innehalten in der Hektik des Schulalltags. Im Religionsunterricht haben wir die Chance, uns den Anliegen der Kinder mit Zeit (!) zu widmen. Dass sie von sich, ihren Freuden und Nöten erzählen können und dass dies im anschließenden Gebet auch aufgegriffen wird.
Im Kontakt mit biblischen Geschichten und Erzählungen werden auch immer wir selbst mit unseren eigenen Stärken und Schwächen sichtbar. Daran können wir wachsen und uns weiterentwickeln. Im Religionsunterricht ist auch genug Raum, dass wir uns gegenseitig ermutigen und uns bestärken.
Und das alles steht unter dem Licht eines großen Ganzen. Etwas, das wir in Gänze nie begreifen werden, das uns aber trotzdem nah kommen will. Etwas, das uns berührt, ohne dass wir es vollkommen verstehen. Und von Einem, der sich in seiner Größe vor allem von den ganz Kleinen, den Kindern dieser Welt, finden lässt.
Alles Gute für dich und deinen Religionsunterricht!
Deine Rebekka
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